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Europäischer Imperialismus und Bismarcks Außenpolitik

Die Europäer wetteiferten um die Aufteilung der Welt. Dabei gingen sie skrupellos und ohne Rücksichtnahme auf die Bevölkerung der eroberten Gebiete vor. Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Großmächte bestimmte Interessen und richteten ihre Vorgehensweise danach aus:

  • Großbritannien: 1897 sieht es sich als „The New Rome“.
  • Frankreich: Es sieht die Kolonien als Ausgleich für die verlorene Vorherrschaft in Europa (gegen das Deutsche Reich) und gegen Großbritannien in Übersee.
  • Russland: In Asien schafft es ein Kolonialreich, der Panslawismus wird gefördert. (Russland sieht sich als Schutzmacht aller Slawen.)

Das Deutsche Reich als „verspätete Nation“ wurde 1871 gegründet (Verspätet bezieht sich hier auf die anderen europäischen Staaten, die bereits seit dem Mittelalter zentralistisch geführt werden). Es zieht den Argwohn Europas auf sich. Man unterstellt dem Reich, dass es „verpreußt“, also militarisiert wird. Bismarck kann diese Bedenken jedoch zerstreuen. So tritt er als „ehrlicher Makler“ während der Balkankrise 1878 auf dem Berliner Kongress auf. Er gibt oft die Parole aus, dass das Deutsche Reich in Europa keine Gebietsansprüche habe. Das Reich nahm aber ab den 1880er Jahren am kolonialen Wettlauf teil, annektierte nur Gebiete, die für Frankreich und Großbritannien uninteressant waren. Als antizyklischen Konjunkturprogramm für die Landwirtschaft und die Industrie im Reich dienten die Kolonien. Gleichzeitig dienten sie als Ventil zum Ausgleich sozialer Spannungen, die im Deutschen Reich auftraten. Dem Volk wurde eine einigende und ablenkende Identifikationsmöglichkeit geboten. 

Bismarck war um die Glaubwürdigkeit der defensiven Europa- und Bündnispolitik bemüht. Er schaffte ein den Frieden sicherndes Bündnissystem:

  • Dreibund 1882: zwischen Deutschem Reich, Italien und Österreich-Ungarn
  • Dreikaiserbündnis 1873/81: zwischen Deutschem Reich, Österreich-Ungarn und Russland
  • Orient-Dreibund 1887: zwischen Großbritannien, Italien und Österreich-Ungarn (unter Vermittlung von Bismarck entstanden)
  • Rücksicherungsvertrag 1887: zwischen Deutschem Reich und Russland

Frankreich war durch die Niederlage im deutsch-französischen Krieg 1870/71 sowie der deutschen Kaiserproklamation im Versailler Spiegelsaal gedemütigt. Dieses Bündnissystem diente dem Deutschen Reich als Schutz vor möglichen Racheaktionen Frankreichs. Ein weiterer Effekt war die politische Isolation von Frankreich über viele Jahre hinweg. Erst ab 1888 wurde diese überwunden, als Wilhelm II. den Rückversicherungsvertrag mit Russland nicht verlängerte und das Bündnissystem somit zerfiel.

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